8. Januar 2020 Diskussion/Vortrag Mit dem E-Auto in die Sackgasse

Warum E-Mobilität den Klimawandel beschleunigt

Information

Veranstaltungsort

Stellwerk Waldshut
Seltenbachweg 2
79761 Waldshut-Tiengen

Zeit

08.01.2020, 19:30 - 21:30 Uhr

Themenbereiche

Sozialökologischer Umbau

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Mit dem E-Auto in die Sackgasse

Diskussion/Vortrag mit Winfried Wolf (Redakteur Lunkapark 21)

E-Mobilität wird im Moment als das Universalrezept der Verkehrswende betrachtet. Der Autor Wfried Wolf hingegen sieht im Elektroauto nur eine neue Variante zur Intensivierung einer individuellen Auto­mobilität, die für das Klima, die Umwelt und die Städte zerstörerisch ist und die sozialen und ökologischen Probleme der massenhaften Individualmobilität mit privaten PKWs nicht verringert. 

Bislang war es den Autokonzernen und ihrer Lobby noch nach jeder tiefen Branchenkrise gelungen, mit einer inneren Scheinreform zu antworten und damit einen neuen weltweiten Auto-Boom auszulösen.

Die neue Zauberformel „Elektromobilität“ wird laut Wolf aus drei Gründen in die nächste Sackgasse führen. Erstens, weil unter den gegebenen Bedingungen ein Elektro-Pkw im Lebenszyklus nur maximal 25 Prozent weniger CO2 emittiert als ein Benzin- oder Diesel-Pkw. Dabei wächst gleichzeitig mit dem Einsatz von Millionen neuer Elektro-Pkw die Zahl der Autos mit herkömmlichen Antrieben pro Jahr um 70 bis 100 Millionen. Die Gesamtsumme der CO2-Belastung steigt damit von Jahr zu Jahr deutlich. Zweitens, weil Elektroautos meist Zweitwägen sind, die zur Intensivierung des städtischen Verkehrs führen und dabei drei bis vier Mal mehr Fläche beanspruchen als der öffentliche Verkehr. Drittens, weil die damit verbundene zusätzliche Menge an Elektrizität die dringend notwendige Verringerung von Kohlestrom verlangsamt und das Hochfahren der Atomstromerzeugung zur Folge haben wird. So verdreifacht China, das stark auf E-Mobilität setzt, aktuell die Zahl der Atomkraftwerke auf 100.

Aus Sicht der Autolobby beabsichtigt und aus Sicht der Umweltfreunde fatal: Mit dem Kult um das Elektroauto wird die Tatsache ausgeblendet, dass es für Mobilität einfache und überzeugende Lösungen gibt. Winfried Wolf plädiert in seinem Buch eindringlich für dezentrale Strukturen, die „Wiederentdeckung der Nähe“, die Entwicklung der „Stadt der kurzen Wege“ und für eine umfassende Förderung des nichtmotorisierten Verkehrs – des Zu-Fuß-Gehens und Radfahrens. Dazu braucht es den Ausbau öffentlichen Verkehrs mit umfassendem Nulltarif.

Winfried Wolf, Jahrgang 1949, studierte Politikwissenschaften in Freiburg und Berlin und promovierte in Hannover. Von 1994 bis 2002 war er Mitglied des deutschen Bundestags. Er ist Chefredakteur von «Lunapark21 – Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie» und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von Attac. Im Promedia Verlag sind von ihm u.a. erschienen: «Verkehr. Umwelt. Klima. Die Globalisierung des Tempowahns» (2. Auflage 2007).

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