Dokumentation https://bw.rosalux.de/ Hier finden Sie unsere Dokumentationen. de Copyright Fri, 14 Feb 2025 17:40:04 +0100 Fri, 14 Feb 2025 17:40:04 +0100 TYPO3 Dokumentation https://bw.rosalux.de/fileadmin/sys/resources/images/dist/logos/logo_rss.jpg https://bw.rosalux.de/ 144 109 Hier finden Sie unsere Dokumentationen. news-53091 Wed, 12 Feb 2025 10:59:33 +0100 Leben wie Gott in Frankreich? https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/53091 Mythen und Fakten zum Bürgergeld - mit Ulrich Schneider Den Menschen, die von Bürgergeld leben, geht es viel zu gut. Das jedenfalls behauptet eine große Koalition aus Parteien, Medien und Konzernen. In der Debatte über das früher Hartz IV genannte Bürgergeld ist den Populist*innen keine Behauptung zu billig. Aber ist es wirklich so, dass die Betroffenen in Saus und Braus leben und weder Interesse noch Lust haben, arbeiten zu gehen?

Im Gespräch mit Ulrich Schneider, von 1999 bis 2024 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, wurde den populistischen Behauptungen rund ums Bürgergeld nachgegangen – und danach gefragt, was wirklich getan werden kann, um die wachsende Armut im Land zu bekämpfen.

Die Veranstaltung fand am 4.2.2025 im Gewerkschaftshaus Düsseldorf statt. Melanie Stitz, Regionalbüroleiterin Nordrhein-Westfalen, sprach mit Ulrich Schneider, Autor der neu erschienen Broschüre: «Unsere soziale Hängematte».

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news-53080 Mon, 10 Feb 2025 14:24:23 +0100 Diese jungen Leute https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/53080 Herausforderungen und Hoffnungen in schwierigen Zeiten Nicht nur zu Wahlkampfzeiten bieten sie dem Politikbetrieb Anlass zu Kopfzerbrechen. Diese jungen Leute... Hoben sie gestern noch den entschlossenen Klimaschutz auf die Spitze der politischen Tagesordnung, so zeigen sie sich heute empfänglich für die Rattenfängertöne von rechts, und das nicht nur bei TikTok. Nun führt es nicht sehr weit, eine ganze Generation in ihren Einstellungen und Haltungen über einen Kamm zu scheren, aber es gibt einige geteilte Erfahrungen: Wer heute 14 Jahre alt ist, hat in seinem kurzen Leben eine globale Pandemie, zwei Wirtschaftscrashs, allein in Deutschland sechs Jahrhundertfluten und etliche grausame, immer näher rückende Kriege zumindest medial miterlebt.

Welchen politischen Reim machen sich junge, kritische Köpfe selbst auf die aktuelle Situation? Wie gehen sie damit um und wie intervenieren sie sogar? Anstatt darüber zu spekulieren, haben wir direkt gefragt und fünf Aktive aus unterschiedlichen Bereichen zur Diskussion geladen:

  • Sarah-Lee Heinrich (Politikerin, ehem. Bundessprecherin der Grünen Jugend, Mitinitiatorin von «Zeit für was Neues»)
  • Jakob Springfeld (Autor von «Unter Nazis. Jung, ostdeutsch, gegen rechts» und Klimagerechtigkeitsaktivist aus Sachsen)
  • Noel Özden (Peer-Trainer im Projekt «Caring Masculinities in Action» / dissens-Institut) Peer-Trainer bei «Dissens», Schwerpunkt: maskulinistischen Influencern begegnen)
  • Lena Fuhrmann (Betriebsrätin und Mitglied im Aufsichtsrat der Salzgitter Flachstahl GmbH)
  • Moderation: Tarek Shukrallah (Community Organizer*in und Autor*in von «Nicht die Ersten. Bewegungsgeschichten von Queers of Color in Deutschland»)

Die Veranstaltung war Teil der Jahresabschlussveranstaltung des Graduiertenkollegs "Krise und sozial-ökologische Transformation" (https://transformationskolleg.de/)

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news-53093 Wed, 05 Feb 2025 12:02:00 +0100 Wohnen muss beheizbar bleiben! https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/53093 Raus aus dem Kulturkampf im Heizungskeller – rein in die solidarische Wärmewende Die Wohnung ist zu kalt, das Heizen zu teuer, und statt etwas dagegen zu tun, schickt der Vermieter nur die nächste Mieterhöhung und eine absurd hohe Nebenkostenabrechnung. So ist die Situation vieler Mieter*innen in diesem und in den vergangenen Wintern. Einen Ausweg scheint es, glaubt man der Debatte in den vergangenen Jahren, nicht zu geben: Sanierungen seien zu teuer, Wärmepumpen funktionierten nicht in Bestandsgebäuden, der Klimaschutz im Gebäudesektor sei gar nicht so entscheidend, und überhaupt sei den Mieter*innen der Klimaschutz nicht so wichtig.

Elisabeth Staudt hat in ihrer Broschüre die gängigen Mythen in der Debatte um Wärmewende und Heizungsgesetz untersucht und Fakten dagegengestellt: Sanierungen sind finanzierbar, wenn auf Profite verzichtet und staatliches Geld an der richtigen Stelle eingesetzt wird. Wärmepumpen sind aus vielen guten Gründen eine zentrale Säule der Wärmewende und üblicherweise auch sehr gut in älteren Gebäuden einsetzbar. Mit guter kommunaler Planung kann die Umstellung auf bezahlbare grüner Energie auch aus Wärmenetzen gelingen. Entgegen der Stimmen aus dem liberalen und konservativen Lager und aus der Immobilienwirtschaft ist Klimaschutz angesichts der laufenden Klimakatastrophe in keinem Bereich verzichtbar, und Mieter*innen ist der Klimaschutz sehr wohl wichtig – wenn sie nicht weiterhin allein dafür bezahlen sollen.

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news-53020 Thu, 23 Jan 2025 10:35:09 +0100 «Jeder ist seines Glückes Schmied?» https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/53020 Wolfgang M. Schmitt, Ole Nymoen und Sarah Lee Heinrich diskutieren über Gerechtigkeit Wolfgang M. Schmitt, Ole Nymoen und Sarah Lee Heinrich schauen gemeinsam auf die Mythen, Strukturen und Ungleichheiten, die unsere Gesellschaft prägen. Sie hinterfragen gängige Erzählungen und diskutieren welche Veränderungen nötig wären, um gleiche Bedingungen für alle zu schaffen.

Wie gerecht ist unsere Gesellschaft wirklich? Chancengleichheit, soziale Durchlässigkeit und individuelle Verantwortung – diese Begriffe bestimmen die öffentliche Diskussion über soziale Gerechtigkeit. Aber wieviel Wahrheit steckt hinter dem Satz: «Jeder seines Glückes Schmied»?

Im Hamburger Ballsaal der Haupttribüne FC St. Pauli diskutierten: Sarah Lee Heinrich ist Aktivistin für soziale Gerechtigkeit, Wolfgang M. Schmitt ist YouTuber, Podcaster und Kritiker («Die Filmanalyse»; «Die Neuen Zwanziger») und Ole Nymoen arbeitet als freier Journalist und betreibt mit Wolfgang M. Schmitt den Podcast «Wohlstand für Alle». Sebastian Friedrich, Journalist und Autor, moderiert den Abend.

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news-53099 Mon, 13 Jan 2025 16:12:00 +0100 Wärme-Werkstatt: Wohnen klimagerecht organisieren! https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/53099 Gemeinsam für eine soziale Wärmewende - wie kann das gehen? Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir klimafreundliche Heizungen und gut gedämmte Wohnungen. Die Heizkosten-Krise hat außerdem gezeigt, wie fatal es ist, wenn wir von fossilen Rohstoffen wie Gas abhängig sind. Für den Umbau der Wärmeversorgung und für energetische Sanierungen sind viele Fachkräfte nötig.

Gerade wird der klimafreundliche Umbau leider so gestaltet, dass Großvermieter*innen, Energieversorger und Netzbetreiber die Kosten auf die Verbraucher*innen und Mieter*innen abwälzen und damit noch Profite machen. Die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in den verantwortlichen Betrieben sind oft ungenügend und Beschäftigte und Mieter*innen haben als die eigentlichen Expert*innen kein Mitspracherecht bei der Umsetzung der Wärmewende. Doch dagegen regt sich Widerstand!

Um gemeinsam ins Handeln zu kommen, wollen wir uns über Bewegungen hinweg vernetzen. Denn eine soziale Wärmewende ist möglich, wenn sie von Mieter*innen, Beschäftigten und der Klimabewegung gemeinsam eingefordert und gestaltet wird. Erarbeitet mit uns die wichtigsten Forderungen an die Bundespolitik, vernetzt euch mit Mieter*innen, die konsequent kollektiv gegen hohe Heizkosten vorgehen, kommt mit unseren internationalen Gästen aus Mieter*innen-Gewerkschaften ins Gespräch und entwickelt Ideen zur Mitbestimmung von Beschäftigten und Mieter*innen!

Aufzeichnung der Podiumsdiskussion (in englischer Sprache) am Abend:
Wärmewende ist Handarbeit! Internationale Perspektiven auf Mieter*innenkämpfe
Mit Alliance Citoyenne (Frankreich), Rassemblement Wallon (Belgien), RESET (Tschechien) und Movement Hub (Deutschland)

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news-52975 Fri, 10 Jan 2025 17:04:37 +0100 Die Mieten steigen nicht, sie werden erhöht! https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/52975 Kann ein bundesweiter Mietendeckel den Mietwucher stoppen? Präsentation der Broschüre «Schöner Deckeln! Mythen und Fakten zum bundesweiten Mietendeckel» und anschließende Podiumsdiskussion.

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news-52974 Fri, 10 Jan 2025 10:52:47 +0100 Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken: Eine vergessene Allianz? https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/52974 Florian Weis im Gespräch mit Bodo Ramelow, Prof. Dr. Reinhard Schramm und Dr. Angelika Timm ]]> news-52866 Wed, 11 Dec 2024 09:57:07 +0100 Shoppingmalls zu Sorgezentren https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/52866 Wege zur sorgenden Stadt Die Care-Krise und den Leerstand von Einzelhandelsflächen zusammendenken. Das ist das Anliegen der Kampagne «Sorge ins Parkcenter» aus Berlin Treptow. Sie verbinden Kritik an der Spekulation mit systemrelevanten Immobilien mit der Forderung nach wohnortnaher Sorgeinfrastruktur und guter Nahversorgung. Anhand der seit Jahren zu etwa 60 Prozent leerstehenden Shoppingmall «Park Center», unweit der S-Bahn Station Treptower Park, entwickelt die Gruppe die Realutopie eines nachbarschaftlichen Sorgezentrums in demokratischer (Selbst-)Verwaltung. Dort soll die alltägliche Sorgearbeit in räumlicher Nähe, unkommerziell, kommunal und gemeinschaftlich organisiert werden - das bedeutet auch, dass gemeinwohlorientierte Träger institutionalisierter Betreuungs- und Pflegearbeit sowie Beratungsstellen einen Platz finden.

Konzeptionell bezieht sich die Gruppe auf die Idee der Sorgenden Stadt, wie sie in den linken Stadtregierungen im spanischen Staat umgesetzt und im deutschen Sprachraum maßgeblich durch die Arbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung geprägt wurde. Der Ausgangspunkt für die Gründung der Kampagne war die im Januar 2023 in Bremen stattgefundene Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung zum Thema «Sorgende Städte - Kommunale Strategien für feministisches Vergesellschaften».

Im Rahmen der durch die Landeszentrale für Politische Bildung finanzierten und von der Hellen Panke, der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie der Kampagnengruppe organisierten eintägigen Konferenz ging es um feministische Stadtpolitik, um Eigentums- und Finanzierungsmodelle, transformative Care Praktiken und selbstverwaltete Sorgeinfrastrukturen.

Bericht von der Konferenz

Leere Schaufenster, stillstehende Rolltreppen und ganz viel Platz: Das ehemalige C&A Gebäude in der Karl-Marx-Straße in Berlin Neukölln bildete einen großartigen Rahmen, um Stadt- und Care-Aktivist*innen zum Träumen einzuladen. In dieser Ruine des Kommerzes fand am 21. September 2024 die Konferenz «Shoppingmalls zu Sorgezentren» statt. Einen Tag lang wurden die leerstehenden Räume im «Cank» – wie der Veranstaltungsort zur Zwischennutzung heißt – mit Berichten über spekulativen Leerstand, eine gemeinwirtschaftliche Nutzung, über selbstorganisierte Gesundheitszentren und die Entlastung häuslicher Sorgearbeit zu einer theoretischen und praktischen Care-Hochburg. Die Absurdität finanzialisierter Stadtproduktion wurde in den Räumlichkeiten nur allzu deutlich und umso greifbarer die Idee einer postkapitalistischen und postfossilen Realutopie: Hier könnte ein nachbarschaftlicher Ort, entstehen, an dem all die Notwendigkeiten des Sorgealltags endlich einen Platz finden könnten, – dafür müssten die Einkaufszentren allerdings vergesellschaftet werden. 

Beim Träumen sollte es aber natürlich nicht bleiben. Im Rahmen der Konferenz, zu der die Helle Panke, die Initiative «Sorge ins Parkcenter» und die Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam eingeladen hatten, wurden die etwa 170 Besucher*innen in Diskussionen migenommen, die sich auch um praktische Fragen der Umsetzung drehten. Geplant war eigentlich, die Veranstaltung im größtenteils leerstehenden Park Center in Berlin Treptow durchzuführen, das die Kampagnengruppe zum Sorgezentrum umbauen will. Obwohl die Räume von lokalen Initiativen und Kulturschaffenden zwischenzeitlich genutzt werden, kam eine Kooperation leider nicht zustande.

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news-52675 Tue, 26 Nov 2024 12:18:00 +0100 Monster verstehen https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/52675 Faschisierung, grüner Kapitalismus und Sozialismus In welcher Zeit leben wir? Wir erleben eine neue gesellschaftliche Situation, viele alternative Wege scheinen verschlossen, die Linke in den vielen Ländern in der Defensive. Zugleich ist die Situation umkämpft, viele Debatten verlaufen zunehmend polarisiert, manche gar gewaltförmig. Die gesellschaftlichen Widersprüche bleiben ungelöst, ein grüner Kapitalismus kann sich kaum durchsetzen und könnte ohnehin kaum ausreichend die kommenden Krisen und Katastrophen bearbeiten. Eine neue Blockkonfrontation, Krieg und Aufrüstung rauben die Ressourcen gegen die sich zuspitzenden sozialen, ökologischen, ökonomischen Krisen. Autoritäre Projekte und eine zunehmende Faschisierung verbreiten Ressentiments, Angst und alltägliche Gewalt, während viele linke Projekte zwischen überkommenen Spätneoliberalismus, blockierter ökologischer Modernisierung und der radikalen Rechten zerrieben werden.

Welches sind die entscheidenden Dynamiken in Zeiten von Krisen, Kriegen und Katastrophen? Wie entwickeln sich die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse? Welches sind die gesellschaftlichen Szenarien möglicher Zukünfte? Welches sind die Blockaden einer progressiven Entwicklung? Welche Strategien und Alternativen einer sozialistischen Linken braucht es, um in diesen Zeiten der Transformation handlungs- und wirkungsfähig zu werden? Wir versuchen auf dieser Konferenz eine konkrete Analyse der konkreten Situation, verknüpft mit der Suche nach linken Strategien und (öko)sozialistischen Perspektiven. Dazu laden wir internationale Referent*innen ein, um uns gemeinsam Raum für eine Zeitdiagnose zu nehmen.

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news-52756 Tue, 19 Nov 2024 18:19:04 +0100 Facetten der Einwanderung https://bw.rosalux.de/dokumentation/id/52756 Talking Points der Fachtagung zu Einwanderung, Einbürgerung und Staatsangehörigkeit In einer politischen Landschaft, in der der Einfluss von rechten Positionen stetig zunimmt und rassistische Einstellungen Einzug in parlamentarische Aushandlungsprozesse und Debatten nehmen, braucht es eine linke (Gegen-)Debatte, die konservativen bis rechtsextremen Fantasien eine Gesellschaft der Vielen entgegensetzt, in der Solidarität zur Grundlage des gesellschaftlichen Miteinanders wird. Jene Aushandlung gesellschaftlichen Zusammenlebens kristallisiert sich im politischen Geschehen nicht zuletzt in der Einbürgerungsdebatte.

Angestoßen durch die Ampelregierung, die bereits im Koalitionsvertrag von 2021 die Reformierung des Staatsangehörigkeitsrechts angekündigt hatte, werden hier Fragen der Teilhabe und Zugehörigkeit verhandelt. Der Ampel war es um einen «Neuanfang» in der Migrations- und Integrationspolitik gegangen, der einem modernen Einwanderungsland gerecht werde. Mittlerweile wurde jener «Neuanfang» in Form eines neuen Staatsangehörigkeitsgesetzes, des Chancenaufenthaltsrechts sowie des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, aber auch des verschärften Asylgesetzes eingeläutet.

Die von der Ampel angestoßenen Reformen resultierten insbesondere aus dem Mitte-rechts Spektrum. Mehr denn je braucht es daher eine linke Einbürgerungsdebatte, die jedoch nicht im permanenten Modus der Defensive verharrt, sondern proaktiv Forderungen erarbeitet, politische Handlungsmöglichkeiten auslotet und politische Entscheidungen mitgestaltet.

Aus dieser Notwendigkeit heraus fand am 11. April 2024 in Erfurt die Konferenz «Facetten der Einwanderung - Fachtagung zu Einwanderung, Einbürgerung und Staatsangehörigkeit» statt. Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis fanden hier einen Raum, um sich zu vernetzen, Wissen auszutauschen und über Facetten der Einbürgerung und Einwanderung, kurz: «Wo bieten sich konkrete politische Interventions- und praktische Handlungs-möglichkeiten, um von links für Aufenthaltssicherung und Teilhabe zu streiten?» zu sprechen.

Einwanderung und Einbürgerung von links 

Während die Rechten die Gesellschaft, in der wir leben, als homogenes Nationalvolk imaginieren und die Neoliberalen alles daran setzen, Zugehörigkeit über das Kriterium der ökonomischen Verwertbarkeit zu verwalten, setzt eine linke Perspektive auf die Gesellschaft der Vielen, die auf der Anerkennung, Wertschätzung und Unterstützung aller basiert.

In einer nationalstaatlich strukturierten Welt konstituiert sich jene Anerkennung eben auch über die Staatsangehörigkeit, die es dem Einzelnen erleichtert, am demokratischen Willensbildungsprozess teilzunehmen. Insofern ist sie nicht nur ein Symbol von Zugehörigkeit, sondern eine demokratische Voraussetzung für die Aufrechterhaltung einer Gesellschaft der Vielen. Es braucht daher ein Staatsangehörigkeitsrecht, das auf die Anerkennung multipler Perspektiven und Verortungen hinauswill, um nicht in ein demokratisches Vakuum zu verfallen. Angesichts der massiven Infragestellung eben dieser Gesellschaft seitens rechtskonservativer aber auch vermehrt liberaler Akteur*innen, stellt sich für Linke die Frage, wie sich ein Einwanderungsgesetz im Sinne der Gesellschaft der Vielen erstreiten lässt, ohne dabei rassistische Narrative und Begründungen, wie die der vermeintlich «nützlichen» Migration (Stichwort Fachkräftemangel) gegenüber der vermeintlich «unnützen» Migrationsbewegung (Stichwort Flucht und Asyl) zu bedienen.

Gesetzeslage, Reformen, Neuerungen - eine kritische Betrachtung 

Werfen wir also zunächst einen Blick auf die aktuelle Gesetzeslage sowie Reformen und Neuerungen, die kürzlich aus jenen Debatten der Ampel hervorgegangen sind. Zentral ist hier natürlich die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts zu nennen, die am 19. Januar 2024 mit deutlicher Mehrheit im Bundestag beschlossen wurde. Der Sachverständigenrat, der auf der Tagung mit Prof. Dr. Hans Vorländer vertreten war, veröffentlichte darauf ein Positionspapier mit einer kritischen Einschätzung. Wesentliche Änderungen der Reform sind etwa die Ermöglichung von Mehrstaatlichkeit sowie die Beschleunigung der Einbürgerung. Künftig sollen Menschen bereits nach fünf statt acht Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten können. Bei «besonderen Integrationsleistungen» ist eine Einbürgerung bereits nach drei Jahren möglich.

Positiv anzumerken ist der Ansatz eines Abrückens vom ius sanguinis («Recht des Blutes»): Bisher fußte das deutsche Staatsbürgerrecht auf dem Abstammungsprinzip als zentraler Faktor in der Bestimmung bzw. Verleihung der Staatsbürgerschaft. Die Reform beinhaltet nun, allen in Deutschland geborenen Kindern ausländischer Eltern vorbehaltlos die deutsche Staatsangehörigkeit zu verleihen, sofern mindestens ein Elternteil seit mehr als fünf Jahren rechtmäßig in Deutschland lebt.

Jedoch, merkt Prof. Dr. Vorländer an, sieht das Staatsangehörigkeitsrecht keine Regelung für Staatenlose vor: «Man hätte Kindern von Staatenlosen auch die Staatsangehörigkeit automatisch verleihen können, wenn eben die Eltern fünf Jahre in Deutschland ihren Aufenthalt haben.». Das Versäumnis, eine Regelung für Staatenlose zu schaffen, sendet an diese Gruppe einmal mehr das Signal, dass sie durchs Raster fällt – und verstetigt somit eine eklatante Form struktureller Gewalt.

Ähnlich verhält es sich mit der Voraussetzung, den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Tatsächlich lässt sich hier, so Vorländer, sogar «eine Verschärfung innerhalb dieser Personengruppen, die sich in prekären Lebenssituationen befinden», feststellen. Denn während Sozialhilfebezug zuvor einer Einbürgerung nicht im Wege stand, sofern die Betroffenen die Inanspruchnahme der Leistungen nicht zu vertreten hatten, gelten Ausnahmeregelungen nunmehr ausschließlich für «Gastarbeiter*innen», Vollzeitarbeitende und Ehepartner*innen einer*s Vollzeitarbeitenden mit minderjährigen Kindern. Wer nicht zu diesen Ausnahmen gehört, hat ausschließlich die Chance auf eine «Ermessenseinbürgerung» über die Härtefallregelung. Dies betrifft etwa Rentenbezieher*innen, Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende und pflegende Angehörige. Faktisch bedeutet diese Neuregelung, dass einige Gruppen von Menschen ihr Recht auf Einbürgerung durch ökonomische Zwänge verlieren. Insofern stellt die Reform hier eine Verschärfung und aus einer linken Perspektive, die auf soziale Gerechtigkeit hinauswill, einen herben Rückschritt dar.

Das Chancen-Aufenthaltsrecht (auch «Spurwechsel») 

Eine weitere wesentliche Änderung wurde mit dem Chancen-Aufenthaltsrecht vorgenommen. Das Chancen-Aufenthaltsrecht bietet eine Brücke aus der Duldung in ein Aufenthaltsrecht.

Menschen, die sich bis zum 31. Januar 2022 seit fünf Jahren ununterbrochen geduldet, gestattet oder mit einer Aufenthaltserlaubnis im Bundesgebiet aufgehalten haben, konnten auf Antrag eine Aufenthaltserlaubnis auf Zeit beantragen. Innerhalb einer Zeit von 18 Monaten – und dieser Zeitraum ist nicht verlängerbar – sollen sie die fehlenden Voraussetzungen für ein Bleiberecht nach Paragraf 25a und 25b AufenthG erfüllen. Dazu gehören insbesondere die Lebensunterhaltssicherung, ein Identitätsnachweis sowie der Nachweis von deutschen Sprachkenntnissen. Die Beantragung für ein Bleiberecht nach Paragraf 25a und 25b kommt einem Rückzug des Asylantrags gleich – einem «Spurwechsel». Dies ist eine wesentliche Neuerung, da das Asylrecht bislang bei Rücknahme eines Asylantrags ein sofortiges Aufenthaltsverbot vorsah. In diesem Sinne ist das Chancen-Aufenthaltsrecht positiv zu bewerten, da Menschen nun die Chance bekommen, über den Eintritt ins Erwerbsleben auch ihren Status zu regularisieren. 

Problematisch ist dagegen, dass die sogenannte Stichtagsregelung viele Menschen ausschließt: wer sich bis zum 31. Januar 2022 noch nicht seit fünf Jahren ununterbrochen im Bundesgebiet aufgehalten hat, ist per se von einer Beantragung ausgeschlossen. Zudem sind selbst für diejenigen, die die Voraussetzungen erfüllen, die Bedingungen, ins Bleiberecht nach Paragraf 25a und 25b AufenthG zu wechseln, ausgesprochen hochschwellig. Das Credo lautet: Aufenthalt gegen Leistung. Grundlegende Teilhaberechte werden nach Kriterien der Nützlichkeit vergeben.

Daher ist auch eine wesentliche Argumentation, dass eine linke Einbürgerungsdebatte derlei Nützlichkeitsdiskursen ein Dispositiv entgegenhalten muss, das von utilitaristischen Prinzipien abrückt und stattdessen von der Idee der Menschenrechte getragen ist. 

Machbare Wege: Politische Interventions- und praktische Handlungsmöglichkeiten 

Gesetzgebung 

In einer demokratischen Gesellschaft konstituiert sich politisches Handeln letztlich in Gesetzgebung. Ein wichtiges Feld der Intervention ist somit die konsequente Nachbesserung vorhandener Regularien und Gesetzesrahmen. Mit Bezug auf das Chancen-Aufenthaltsrecht ließe sich etwa eine Entfristung des Gesetzes, die Aufnahme von undokumentierten Personen, die Abschaffung des Stichtages sowie die Umsetzung der schon angekündigten Einführung der eidesstattlichen Versicherung zur Identitätsklärung, anstelle der Anforderung der Ausstellung durch ausländische Behörden, die oft scheitert, einfordern.

Der Einbürgerungsprozess: «Damit sind wir schon beim Schwachpunkt»

Wie effektiv können Reformen faktisch umgesetzt werden? Diese Frage verweist auf die Verwaltung und den Einbürgerungsprozess. In seiner Rede verweist Bodo Ramelow auf die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität: «Damit sind wir schon beim Schwachpunkt. Versuchen Sie mal in Erfurt beim Ausländeramt einen Termin zu kriegen. […] wir leben in einer Gesellschaft, die sich jahrzehntelang aufgestellt hat auf Abwehr gegen Nichtdeutsche […].» (Bodo Ramelow)

Zunächst einmal verweist Ramelow hier auf den Umstand, dass die Einbürgerungsbehörden personell massiv unterbesetzt sind. Einbürgerungswillige warten zum Teil ein Jahr lang auf ihren Ersttermin, bei dem es sich lediglich um eine Erstaufklärung handelt. Insofern gilt es zunächst, die Behörden personell zu stärken, um die Reform des Staatsangehörigkeitsgesetzes überhaupt verwaltungstechnisch umsetzen zu können.

Zeitgleich kontastiert Ramelow auch die Haltung der Abwehr gegenüber Ausländer*innen. In dieser Haltung der Abwehr agieren zahlreiche Migrationsbehörden und -ämter. Jetzt seien sie, so führt Vorländer den Gedanken fort, darüber aufzuklären, dass es sich eben nicht um bloße administrative Vorgänge handele, sondern dass man «diskriminierungssensibel und einladend mit Personen umgeht, die um die deutsche Staatsbürgerschaft nachsuchen.» Bisher wird der Einbürgerungsprozess durch die Antragsteller*innen als massive psychische Belastung wahrgenommen, obschon die Einbürgerung doch per Definition eine inklusionsfördernde Maßnahme sein sollte. 

Wichtigkeit einer Willkommenskultur 

Nun sind Gesetzeslockerungen und ein erleichterter Einbürgerungsprozess sicher wichtige Schritte. Doch man kann die tollsten Gesetze schaffen und Teilhaberechte in Aussicht stellen  – wenn das gesellschaftliche Klima der AfD den Boden bereitet, wenn Menschen der blanke Rassismus entgegenschlägt und sie in der öffentlichen Wahrnehmung selbst nach Jahrzehnten, wenn überhaupt, als nützliche Gäste, nicht aber als Teil der Gesellschaft verstanden werden, dann ist das schlicht unattraktiv. Insofern ist das progressivste Einwanderungsrecht wirkungslos, sofern es nicht Hand in Hand geht mit antirassistischer Aufklärungsarbeit und der Bereitschaft, sich selbst als Einwanderungsland und Gesellschaft der Vielen anzuerkennen.

Sich gegenseitig stärken, Vernetzen 

Um entgegen regressiver Entwicklungen linke, progressive Visionen aufrechtzuerhalten und in politisches Handeln zu überführen, bleibt es zudem unerlässlich, sich gegenseitig den Rücken zu stärken, sich zu vernetzen und Wissen auszutauschen: «Dass man Begegnungsorte schafft, dass man Orte schafft, wo Menschen, die sich beispielsweise im ländlichen Raum sehr alleine engagieren, […]  sich mit anderen austauschen und vernetzen können, um sich gegenseitig zu stärken und auch noch mehr Menschen für solche progressiven Projekte zu gewinnen.» (Elif Eralp)

Genau diesem Zweck diente letztlich auch die Konferenz «Facetten der Einwanderung». 
 

Text: Marlene Hempel

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