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Newsletter vom 02.10.2007, 14:13:18
Betreff: Newsletter Oktober Rosa-Luxemburg-Forum Ba-Wü

hiermit möchten wir Sie über aktuelle Veranstaltungen und Aktivitäten des Rosa-Luxemburg-Forums Baden-Württemberg im Oktober informieren. Wir hoffen, daß unser Programm auf Ihr Interesse stößt und würden uns freuen, Sie bei unseren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.

Aktuelles zu unseren Veranstaltungen können Sie auch immer dem Veranstaltungskalender auf unserer Homepage entnehmen:
http://www.rlf-bw.de/cms/index.php?article_id=44

Hinweisen möchten wir Sie auf die Möglichkeit, sich in den Newsletter der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bund) einzutragen sowie die Hauszeitschrift der RLS "RosaLux", die 4mal im Jahr erscheint kostenlos zu abonnieren.
Folgen Sie hierzu einfach dem in der Signatur unseres Newsletters angegebenen link.

Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Schlager
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1. "Frauen und Mädchen in der rechten Szene" // Mittwoch, 3.10. //Tübingen

2. Norbert Cyrus (Oldenburg), Jürgen Klose (DGB, Stuttgart): "Kein Mensch ist illegal? Der Umgang mit illegalisierten MigrantInnen zwischen Abwehr und Ausbeutung" // Montag, 15.10. // Tübingen

3. Dr. Erol Yildiz (Köln): "Was heißt hier Parallelgesellschaft?" // Montag, 29.10. // Tübingen

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1.
"Frauen und Mädchen in der rechten Szene"

Mittwoch, 03.10.2007; 20.00 Uhr // Hausbar, Schellingstr. 6, 72072 Tübingen


Entgegen weitverbreiteter stereotyper Vorstellungen ist Rechtsextremismus und Neonazismus schon lange nicht mehr alleine Männersache. Frauen sind in vielen Bereichen innerhalb des rechten Spektrums aktiv. Wo tauchen Mädchen und Frauen in der rechten Szene auf? Was macht rechte Ideen für Mädchen und Frauen attraktiv und was kann dem entgegengesetzt werden?

Der Vortrag wird sich mit diesen Frauen und Mädchen in der rechtsextremen Szene beschäftigen. Nach einem allgemeinen Überblick über die Aktivitäten rechter Frauen und Mädchen werden empirische Erkenntnisse, sowie das Frauenbild rechter Organisationen beleuchtet und einige Blitzlichter auf die verschiedenen Bereiche der rechten Szene geworfen, in denen sich Frauen engagieren.

in Kooperation mit dem Infoladen Tübingen
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2.
Norbert Cyrus (Oldenburg), Jürgen Klose (DGB, Stuttgart): "Kein Mensch ist illegal? Der Umgang mit illegalisierten MigrantInnen zwischen Abwehr und Ausbeutung"

Montag, 15.10.2007; 20.00 Uhr // Schlatterhaus, kl. Saal, Österbergstr. 2, 72074 Tübingen


In Deutschland leben über 1 Million Menschen, die keinen gesicherten Aufenthaltsstatus haben. Sie werden als ‚Illegale’ bezeichnet. Die meisten von ihnen sind prekär beschäftigt. Einerseits gehört die „Bekämpfung der ‚illegalen Migration’“ zu den Kernzielen deutscher und europäischer Migrationspolitik, andererseits sind bereits bestimmte Sektoren der Arbeitswelt wie etwa die Altenhilfe ohne solche Menschen nicht mehr funktionsfähig. Statt die soziale und rechtliche Lage dieser Menschen zu verbessern, gelten die ‚Illegalen’ aber weiterhin als Bedrohung und werden mit Terroristen und Kriminellen auf eine Stufe gestellt. Statt humanitärer und entwicklungspolitischer Maßnahmen werden die Grenzen um die Europäische Union zur Abwehr von Flüchtlingen und ArbeitsmigrantInnen militarisiert („Frontex“). Viele sterben bei dem Versuch, mit Booten das Mittelmeer zu überqueren oder werden von Sicherheitsbehörden aufgegriffen und abgeschoben. Pro Jahr wandern dennoch etwa eine halbe Million Menschen auf der Suche nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen in die Staaten der EU ein. Für die Wirtschaft sind die hier lebenden Illegalisierten nutzbringend, weil sie als Rechtlose in der Schattenwirtschaft ausgebeutet werden können.

Norbert Cyrus wird neben den Dimensionen ‚illegaler’ Migration und Beschäftigung in Deutschland und Europa zunächst den widersprüchlichen Umgang mit ‚illegalen’ Arbeits- und ArmutsmigrantInnen zwischen migrationspolitischer Repression und ökonomischer Ausnutzung aufzeigen. Schwerpunktmäßig wird er die Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Illegalisierten in Deutschland darstellen sowie den Umgang der Politik (Parteien, Regierung) sowie der Zivilgesellschaft mit diesen Menschen, die den untersten sozialen Rand der Gesellschaft bilden. Er wird Perspektiven eines alternativen und gesellschaftlich würdigen Umgangs mit Armuts- und ArbeitsmigrantInnen aufzeigen, die über Kontrolle und Repression auf der einen und ökonomische Ausnutzung auf der anderen Seite hinausgehen.
Jürgen Klose wird das Problem der illegalen Beschäftigung aus der Sicht der Gewerkschaften darstellen und gewerkschaftliche Positionen und Strategien zur Unterstützung Illegalisierter darlegen. In der anschließenden Diskussion wird erörtert werden, inwiefern wissenschaftliche, menschenrechtliche und gewerkschaftliche Positionen miteinander vereinbar sind.

Norbert Cyrus ist Anthropologe. Er arbeitet am Interdisziplinären Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen an der Universität Oldenburg. Seit 2004 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im EU-Forschungsprojekt „POLITIS“ zur Untersuchung des gesellschaftlichen Engagements von Zuwanderern in 25 europäischen Mitgliedsländern. Er hat außerdem intensiv zu illegaler Arbeitsmigration in Deutschland geforscht.
Jürgen Klose ist Pressesprecher und Migrationsexperte des DGB-Bezirks Baden-Württemberg.

in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Aus dem Schatten“ und attac Tübingen
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3.
Dr. Erol Yildiz (Köln): "Was heißt hier Parallelgesellschaft?"

Montag, 29.10.2007; 20.00 Uhr // Neue Aula, HS 6, Wilhelmstr. 7, 72074 Tübingen


„Die multikulturelle Gesellschaft ist gescheitert“: Das wollten uns konservative Politik und Medien nach den Terroranschlägen vom 11.9.2001, dem Mord an Theo van Gogh und den Anschlägen von Madrid und London usw. glauben machen. Das weltpolitische Szenario des „Kampfs der Kulturen“ ist mit einer innenpolitischen Metapher ergänzt worden: Parallelgesellschaft. Mit diesem diskursiven Kampfbegriff sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass sich „die Migranten“, und damit waren vor allem die als kulturell anders konstruierten Muslime und Türken gemeint, nicht in die aufgeklärt, demokratische und westliche Gesellschaft integrieren bzw. assimilieren wollen. Gerade Muslime und generell Menschen, deren Wurzeln im orientalisch-arabischen Raum sind, wurden unter den Verdacht gestellt, westliche Werte, zu denen auch die hier angeblich verwirklichte Gleichberechtigung von Mann und Frau gehört, abzulehnen. Auch bezüglich des sozialen Alltagslebens wird ihnen unterstellt, sich von „den Deutschen“ in „ethnischen Kolonien“ abzuschotten.
Dabei wird z.B. ignoriert, dass bestimmte (empirisch eher selten anzutreffende) Stadtviertel Ergebnis von Gastarbeiterpolitik, Unterschichtung und (Ent-)Industrialisierung sind und dass sich selbst dort vielfältige multikulturelle Milieus gebildet haben. Es wird aber vor allem übersehen, dass nicht nur als ethnisch oder multikulturell definierte Stadtviertel, sondern die Städte an sich vor allem durch Migrationsprozesse zu dem geworden sind, was sie sind. Die Rede von der Parallelgesellschaft, schreiben die Autoren eines neu erschienenen Buches der Kölner Forschungsstelle Interkulturelle Studien „dividiert auseinander, was längst vermischt ist und appelliert an eine fiktive Eindeutigkeit. Es ist Zeit, die Diskussion zu versachlichen.“ Empirisch ist die Vorstellung der „Parallelgesellschaft“ nicht haltbar: „Wir leben längst in einer Gesellschaft, die durch Mobilität, Vielfalt und globale Vernetzung geprägt ist. Angesichts dieser Diversität ist mancher versucht, überkommene Zuordnungen zu beschwören und erlebte Mobilität, eingeübte Vielfalt und alltägliche Vernetzungen wieder aufzulösen. Auch wenn diese „Aufräumversuche“ vergeblich sind, sie richten viel Schaden an.“
Der Referent hat den urbanen Wandel durch Migration am Beispiel verschiedener multikultureller Viertel der Stadt Köln erforscht. Er wird aus dieser Perspektive die Diskrepanz zwischen Alltagsrealität und öffentlichem Diskurs aufzeigen.

Erol Yildiz ist Privatdozent am Institut für Bildungsforschung und Sozialwissenschaften der Universität zu Köln. Er ist Mitglied der Forschungsstelle Interkulturelle Studien und Mitherausgeber des Buchs „Was heißt hier Parallelgesellschaft“, das im September 07 im Verlag für Sozialwissenschaften erscheint.

in Kooperation mit der Arbeitsgruppe “Ethnologie und Migration”

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