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Newsletter vom 29.11.2007, 16:13:01
Betreff: Newsletter Dezember Rosa-Luxemburg-Forum Ba-Wü

hiermit möchten wir Sie über aktuelle Veranstaltungen und Aktivitäten des Rosa-Luxemburg-Forums Baden-Württemberg informieren. Wir hoffen, dass unser Programm auf Ihr Interesse stößt und würden uns freuen, Sie bei unseren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.

Aktuelles zu unseren Veranstaltungen können Sie auch immer dem Veranstaltungskalender auf unserer Homepage entnehmen:
http://www.rlf-bw.de/cms/index.php?article_id=44

In diesem Jahr war einer der Schwerpunkte unserer Arbeit dem Themenbereich Antirassismus, Migrations- und integrationspolitik gewidmet. Deshalb möchten wir Sie auf zwei interessante Veranstaltung zu diesem Thema hinweisen.
Zum einen eine Veranstaltung unter dem Titel "Chancen - Gleichheit gestalten. Schule, Sprache, berufliche Bildung und Beschäftigungschancen für MigrantInnen" , die vom Verein "Migration und Integration in der Bundesrepublik Deutschland e.V." in Kooperation mit dem DGB Stuttgart und der Stadt Stuttgart durchgeführt wird. Sie finden die Ankündigung als download am Ende dieses Newsletters.
Zum anderen eine Veranstaltung zum Thema "1000 Jahre Haft. `Operation Spring´
und institutioneller Rassismus in Österreich"


Mit freundlichen Grüßen und schon einmal besten Wünschen für das neue Jahr,
Alexander Schlager
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1. 1000 Jahre Haft. `Operation Spring´ und institutioneller Rassismus in Österreich // Freitag, 30.11. // Karlsruhe

2. Chancen - Gleichheit gestalten. Schule, Sprache, berufliche Bildung und Beschäftigungschancen für MigrantInnen" // Samstag, 1.12. // Stuttgart

3. "wir sind überall. weltweit, unwiderstehlich, antikapitalistisch" Buchvorstellung mit Mitgliedern des Übersetzungskollektivs // Mittwoch, 05.12. // Tübingen

4. Dr. Sabine Schiffer (Erlangen): "Mediale Barrieren? Rassismus als Integrationshindernis. Zur Konstruktion des Islambilds in den deutschen Medien" // Montag, 10.12. // Tübingen

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1.
Infoveranstaltung und Film "1000 Jahre Haft. `Operation Spring´ und institutioneller Rassismus in Österreich"

Freitag, 30.11.2007; 19.00 Uhr // Viktoriastrasse 12, Karlsruhe


Am 1. Mai 1999 starb der Nigerianer Marcus Omofuma an Bord eines Passagierflugzeuges, während seiner Abschiebung. Die Forderungen nach Rücktritt der Innenministers wurden lauter – und es war Wahlkampf.

Ende Mai 1999 stürmten Sondereinheiten der Wiener Polizei Flüchtlingsheime und Privatwohnungen und verhafteten mehr als 100 Menschen, in der Mehrzahl Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern: die so genannte “Operation Spring“. Die Medien verbreiteten das Konstrukt der nigerianischen Drogenmafia und ließen den Tod von Marcus Omofuma als kriminalitätsbekämpfende Maßnahme erscheinen. Solidarität und Proteste hörten auf, prominente UnterstützerInnen begannen sich zu distanzieren...

Im Schatten dieser Ereignisse gründete sich die “Gesellschaft für Menschenrechte von Marginalisierten und MigrantInnen“ - kurz GEMMI. Über deren Arbeit und Erfahrungen soll informiert und diskutiert werden.
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2.
s. zum download bereit gestellte Datei.
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3.
"wir sind überall. weltweit, unwiderstehlich, antikapitalistisch"
Buchvorstellung mit Mitgliedern des Übersetzungskollektivs

Mittwoch, 05.12.2007; 20.00 Uhr // Hausbar, Schellingstr. 6, 72072 Tübingen


In der Veranstaltung werden Mitglieder des Übersetzungskollektivs einen spannenden Einblick in Geschichten des Widerstands gegen die neoliberale Globalisierung geben, die in dem Buch “Wir sind überall” gesammelt sind.

Um was geht es?

wir sind überall ist eine Geschichtensammlung. Geschichten, die von Aktivisten an der Front des Widerstandskampfes gegen Kapitalismus und wirtschaftliche Globalisierung verfasst wurden. Geschichten des Kampfes und der Rebellion von Mitgliedern der Bewegung der Bewegungen, die auf jedem Kontinent Fuß fasst. Diese Geschichten, die jeweils in Wort und Bild erzählt werden, wurden zwischen 2001 und 2003 von einem Kollektiv, bestehend aus Aktivisten, Autoren, Künstlern und allen, die eine tiefe Verbindung zur Bewegung verspüren, gesammelt.

Das Buch erforscht und feiert das, was Aktivisten, Wissenschaftler und Medien nun als die “antikapitalistische” Bewegung bezeichnen. Eine der größten Stärken dieser Bewegung ist ihr Vermögen, die Idee eines globalen politischen Projekts wieder aufleben zu lassen. Ein Projekt, das sich durch die Ideen von Autonomie, Ökologie, Demokratie, Selbstverwaltung und direkter Aktion definiert. Diese Ideen werden in Wir sind überall ausgekundschaftet.

Die Geschichten

In chronologischer Reihenfolge werden 55 Geschichten und Berichte aus 26 Ländern präsentiert. Einige davon sind höchst subjektiv, andere sind eine Art kollektive Erklärungen – sie wurden nicht nur wegen ihres dokumentarischen Charakters ausgewählt, Schlüsselthemen und Ereignisse der Bewegung festgehalten zu haben, sondern auch wegen der Qualität der Texte.

In den Seiten des Buches findet man den Bericht eines Taxifahrers, der sich während der Aktionen gegen die Welthandelsorganisation in Seattle mit anderen organisierte. Darauf folgt die Geschichte eines nigerianischen Aktivisten, der aus dem Exil nach Hause kommt und Zeuge eines “Karnevals der Unterdrückten” wird. Am selben Tag werden durch den “Karneval gegen das Kapital” auf der ganzen Welt Finanzzentren lahm gelegt.

Berichte von thailändischen Dorfbewohnern, die wegen des Baus eines Mega-Staudamms ein Protestdorf errichten, vermischen sich mit Fablen vom Kampf um das Wasser in Bolivien, Straßenblockaden von argentinischen Arbeitslosenbewegungen und mit dem Erfahrungsbericht einer Bewegung in Papua Neuguinea, die über das Internet erfuhren, dass sie nicht allein gegen die Politik der Weltbank kämpfen. Zusammengenommen spiegeln diese unterschiedlichen Schriften das Wesen dieser Bewegung wider. Die Geschichten werden durch sieben, von den Herausgebern verfassten, Aufsätzen eingeleitet, die einige der vielen bezeichnenden Akzente und Markenzeichen der Bewegung untersuchen.

Fotobericht

Das Buch wird zusätzlich von zehn Fotoberichten unterstrichen. Einige von ihnen dokumentieren bestimmte Ereignisse, wie die globalen Aktionstage (z.B. in Seattle, Prag und Genua); andere leiten ein Thema ein. Das Buch beginnt und endet mit Fotoberichten, die dem Leser die Reise durch das Buch zugänglich und anregend gestaltet.

Format

Das Buch hat mehr oder weniger die Form eines Backsteins und ist 520 Seiten stark. Es beinhaltet über 150 Fotos, von denen die meisten von unabhängigen Fotografen aus der Bewegung gespendet wurden. Das Layout und das Design wurde von einem Kollektiv erarbeitet und zeigt die Vielfältigkeit, wie auch die flexible Natur, der globalen Bewegung im Widerstand gegen den Kapitalismus.

Kritiken

“wir sind überall ist das erste Buch, das die überschäumende Kreativität und das radikale Denken dieser weltweiten Protestbewegungen wahrhaftig einfängt und darstellt.”.

—Naomi Klein
“Dieses Buch ist wie die antikapitalistische Bewegung selbst: chaotisch, lyrisch und überschwänglich. Ideen und Geschichten aus allen Teilen der Welt füllen die Seiten. ... Schon beim Lesen kann man die Rufe der Menge hören: Unser Widerstand ist so grenzübergreifend wie das Kapital. Wir sind überall. Wir werden gewinnen.’ ”

—The Ecologist
“Hierbei handelt es sich um ein authentisches Dokument der Revolution.”

—The Times, London
“Je nach Einstellung ist dieses ziegelsteinförmige Handbuch eine Waffe, um das Getriebe der weltweiten Ausbeutung zu zerstören, oder ein Stein, um ihn an den Kopf geworfen zu bekommen ….”

—Luther Blissett

in Kooperation mit dem Infoladen Tübingen
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4.
Dr. Sabine Schiffer (Erlangen): "Mediale Barrieren? Rassismus als Integrationshindernis. Zur Konstruktion des Islambilds in den deutschen Medien"

Montag, 10.12.2007; 20.00 Uhr // Neue Aula, HS 6, Wilhelmstr. 7, 72074 Tübingen


Dreht sich mit dem integrationspolitischen Kurswechsel auch der Wind in der medialen Berichterstattung über Migration, Integration, multikulturelle Gesellschaft…? Arbeitshypothese: Ja und Nein.

Auch im Zeitalter der Globalisierung und der Transnationalisierung des Kulturellen konstruieren die Mehrheitsmedien immer noch die Fiktion der homogenen Nationalkultur. In diese sind die „guten Migranten“ mittlerweile vielfältig eingebunden, die „schlechten Migranten“ werden nach wie vor entlang ihrer vermeintlichen oder realen Defizite und Differenzen markiert. Auch der Auslandsjournalismus konstruiert ein polarisiertes Bild und trägt zur Stigmatisierung von hier lebenden Menschen aus bestimmten Regionen der Welt bei. Die Mainstream-Berichterstattung über Migration und Einwanderungspolitik folgt in der Regel den dominierenden Diskursen aus Politik und Ökonomie – mehr, als diese kritisch zu hinterfragen. Über Integration und hier lebende angepasste Migranten wird jetzt häufig auch sehr positiv berichtet. Migranten, die „uns“ ökonomisch nicht nützen, werden aber nach wie vor in ein negatives Licht gestellt. Der Rassismus der Mehrheitsgesellschaft oder die menschenrechtlichen Defizite deutscher oder europäischer Politik stehen so gut wie nie in den Schlagzeilen. Unausgewogene und diskriminierende Berichte über Flüchtlinge und Asylsuchende sind aber weniger geworden. Sie wurden seit dem 11.9.2001 abgelöst durch die Problematisierung des Verhältnisses zwischen „uns“ und „dem Islam“. Berichterstattung über Migration und verbundene Themen wurde seitdem häufig zur Debatte über die Terrorismusbedrohung oder das angebliche Scheitern der multikulturellen Gesellschaft.

Als Beispiele hierfür seien kurz genannt: Der Mord an Theo van Gogh 2004, die Vorstadtrandale in Frankreich im Herbst 2005, die immer wiederkehrende Kopftuchdebatte, der „Karikaturenstreit“, „Idomeneo“, die „Fälle“ El Masri und Kurnaz, die Terroranschläge in Madrid, London u.a. Trotz einer gleichzeitigen Versachlichung der Migrationsdebatte durch progressive JournalistInnen scheint „der Islam“ als allgemeines Bedrohungsszenario sowie als Folie für den vermeintlichen Kampf der Kulturen und die Geschlechterdebatte das politisch und medial konstruierte Verhältnis zwischen „Uns“ und den „Anderen“ zu überlagern.

Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung analysiert seit vielen Jahren den Rassismus in den Medien. In der aktuellen Neuerscheinung „Mediale Barrieren“, zu der auch die Referentin beigetragen hat, wird u.a. an den oben genannten Beispielen ausführlich aufgezeigt, wie polarisierender Journalismus auch in der Gegenwart zum Integrationshemmnis werden kann.

Sabine Schiffer hat über die Darstellung des Islams in der deutschen Presse promoviert. Sie leitet das Institut für Medienverantwortung in Erlangen.


Download Chancengleichheit 17112007.pdf (48 KB)

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