Zurück
Newsletter vom 31.05.2007, 09:52:05
Betreff: Newsletter Juni Rosa-Luxemburg-Forum Ba-Wü

zunächst noch einmal der Hinweis auf unsere neue Büroadresse:

Rosa-Luxemburg-Forum für Bildung und Analyse in Baden-Württemberg
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Baden-Württemberg
Planckstr. 79
70184 Stuttgart
Telefon: 0711-6936607
Fax: 0711-6936608
E-Mail: post@rlf-bw.de

Büroöffnungszeiten:
dienstags und freitags 13-17 Uhr

Für den Monat Juni möchten wir Sie insbesondere auf unseres 2tägigen Kongress Migration, Antirassismus, migrantische Selbstorganisation und Gewerkschaften am 30.6 und 1.7. in Stuttgart hinweisen (s.u.). Das detaillierte Programm geht Ihnen in den nächsten Tagen zu.

Unten wieder wie gewohnt der Überblick über unsere laufenden Veranstaltungen im Juni, die Sie aktuell auch immer über unseren Veranstaltungskalender unter
http://www.rlf-bw.de/cms/index.php?article_id=44
abrufen können.

Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Schlager
___________________________

1. Biene Baumeister: "Kritik und Dialektik - Versuch einer einführenden Annäherung an ´dialektische Kritik` und ´kritische Dialektik`" // Sonntag, 3.6. // Stuttgart

2. Torsten Bultmann (Bonn): "Eliteunis, Exzellenzcluster, Studiengebühren. Zur Produktion und Reproduktion von ´Eliten` im Bildungssystem" // Mittwoch, 13.6. // Tübingen

3. Claudia Haydt (Tübingen): "Die EU-Verfassung und ihre Implikationen für die Außen- und Sicherheitspolitik" // Montag, 25.6. // Stuttgart

4. Prof. Wolfram Meyerhöfer (Berlin): "PISA & Co.: Test und Bildungsstandards als Herrschaftsinstrumente?" // Dienstag, 26.6. // Tübingen

5. Migration und Antirassismus, migrantische Selbstorganisation und Gewerkschaften.
Zentrale Gegenstände des linken Diskurses und von emanzipatorischer Praxis // Samstag, 30.6./Sonntag, 1.7. // Stuttgart

___________________________

1. Biene Baumeister: "Kritik und Dialektik - Versuch einer einführenden Annäherung an "dialektische Kritik" und "kritische Dialektik"

in Kooperation mit “Seltsamer Zusammenschluss” Stuttgart

Sonntag, 03.06.2007, 16.00 Uhr // Atelier Unsichtbar, Innerer Nordbahnhof 73, Stuttgart-Nord

Von Lehranstalten über Wikipedia bis zum Fremdwörterduden verbreitet sich immer wieder das verständige Unverständnis von Dialektik als ein Dreischritt von These über Antithese zur Synthese. Nicht viel besser werden in den meisten Lehrbüchern des »Marxismus-Leninismus«, in Anlehnung an Engels, sogenannte »Grundgesetze der Dialektik« unabhängig von den Sachverhalten angegeben.

Derartige Schematisierungen sind sicherlich nicht gänzlich falsch, aber äußerst unbefriedigend; schon Hegel bezeichnete solcherlei Triplizitäten und Schematisierungen zur Charakterisierung von »Dialektik« verächtlich als »leblos«, Marx als »scholastisch« und Adorno als »klappernde Schemata«. »Dialektik« analog einer formalen Logik lernen zu wollen, sei wie »Schwimmen lernen zu wollen, ohne ins Wasser zu gehen« (Hegel).

Dialektik, »dies negative Prinzip« (Hegel), ist nicht wie eine formale Methode zu bestimmen, sie ist kein dem Gegenstand der Erkenntnis übergestülptes logizistisches Verfahren. Von ihrem bisherigen, langwierigen historischen Entwicklungsprozess her zusammengefasst, ist sie als »Gang der Sache selbst« (Hegel) bestimmt und begriffen. Involviert in die Widersprüche dieses Gangs und als seine Reflexion ist Dialektik zugleich Kritik. Dialektik und Kritik sind insofern nicht voneinander zu trennen. »In ihrer rationellen Gestalt«, schrieb Karl Marx, ist die Dialektik den Ideologien und ihren »doktrinären Wortführern ein Ärgernis und ein Greuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis seiner Negation, seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordne Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffaßt, sich durch nichts imponieren läßt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.« [MEW Bd. 23, S. 28]

Leider ist diese rationelle kritische Gestalt derzeit äußerst verhüllt und »Dialektik « mehr und mehr zum Containerbegriff ausgehöhlt, wenn nicht gar gänzlich verdrängt. Gegenüber dieser Entwicklung versucht der Referent anhand beispielhafter Sachverhalte eine Vorstellung zu vermitteln, was »dialektische Kritik « heißen kann, als Einführung und Vorbereitung in eine »kritische Dialektik«.
___________________________

2. Torsten Bultmann (Bonn): "Eliteunis, Exzellenzcluster, Studiengebühren. Zur Produktion und Reproduktion von ´Eliten` im Bildungssystem"

in Kooperation mit dem Rosa-Luxemburg-Club Tübingen

Mittwoch, 13.06.2007; 20.00 Uhr // Neue Aula, HS 6, Wilhelmstr. 7, 72074 Tübingen

Seit Jahren findet an den Hochschulen ein Umbau statt, der sich schlagwortartig auf die Begriffe “Ökonomisierung” und “Verbetriebswirtschaftlichung” bringen lässt.
Dies bedeutet auf der einen Seite eine verstärkte Orientierung an wissenschafts- und bildungsfremden Kriterien und Instanzen. Auf der anderen Seite, und darum soll es im Vortrag gehen, wird die ohnehin schon bestehende soziale Seleltivität des Bildungssystems weiter gesteigert. Sog. “bildungsferne Schichten” werden in Zukunft noch weit stärker an den Hochschulen unterrepräsentiert sein.
Die jüngsten Entwicklungen, die diese Tendenz fortschreiben, sind die Einführung von allgemeinen Studiengebühren (in Baden-Württemberg werden seit dem Sommersemester 2007 Gebühren in Höhe von 500€ pro Semester erhoben) sowie die von der Bundesregierung initiierte “Exzellenzinitiative” mit der Auszeichnung und finanziellen Privilegierung sog. “Elite-Universitäten” und “Exzellenz-Cluster”. Bekanntlich ist die Uni Tübingen mit ihrer Bewerbung als “Elite-Universität” letztendlich gescheitert.

Im Vortrag soll die skizzierte Entwicklung, auch im europäischen Rahmen, nachgezeichnet werden. Weiter soll vor diesem Hintergrund kritisch gefragt werden, welches Bild von Gesellschaft und Bildung hinter dem aktuellen Eliten-Diskurs steckt und wie die Veränderungen im Bildungsbereich mit den gesamtgesellschaftlichen Wandlungsprozesses zusammenhängen, die in der Linken unter dem Stichwort “Neoliberalismus” diskutiert werden.

Torsten Bultmann studierte Geschichte, Germanistik und Pädagogik, beschäftigt sich seit langem mit Hochschulpolitik und ist Geschäfstführer des “Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler” (BdWi).
___________________________

3. Claudia Haydt (Tübingen): "Die EU-Verfassung und ihre Implikationen für die Außen- und Sicherheitspolitik"

Montag, 25.06.2007, 19.00 Uhr // Kulturzentrum MERLIN, Augustenstr. 72, 70178 Stuttgart

Von Seiten der Friedensbewegung und der kritischen Friedensforschung wurde der Entwurf für den EU-Verfassungsvertrag scharf kritisiert und als weiterer Schritt zur Militarisierung der EU abgelehnt.

Mit der Verpflichtung der Staaten, „ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern“ (Art. 41 I (3)) und der Schaffung einer Europäischen Rüstungsagentur werden in der Verfassung Inhalte der künftigen Außen- und Sicherheitspolitik festgelegt und damit dem demokratischen Willensbildungsprozess entzogen, die als „Aufrüstungsverpflichtung“ charakterisiert werden können.

Weitere Elemente der Militarisierung sind sog. EU-Battle-Groups, weltweit einsatzbereite Eingreiftruppen; die Europäische Sicherheitsstrategie (ESS), die die Möglichkeit zu präventiven Militäreinsätzen weltweit eröffnet sowie ständig steigende Militärausgaben.

In dem Vortrag wollen wir diese Entwicklungen dis-kutieren und fragen, welche Rolle die deutsche Ratspräsidentschaft hier spielt.

Claudia Haydt ist Soziologin und Religionswissenschaftlerin. Sie ist aktiv u.a. in der Informationsstelle Militarisierung (IMI) Tübingen.
___________________________

4. Prof. Wolfram Meyerhöfer (Berlin): "PISA & Co.: Test und Bildungsstandards als Herrschaftsinstrumente?"

in Kooperation mit dem Rosa-Luxemburg-Club Tübingen

Dienstag, 26.06.2007; 20.00 Uhr // Neue Aula, HS 6, Wilhelmstr. 7, 72074 Tübingen

Mit dem Entstehen der modernen Gesellschaft bildet sich nicht nur die Instiution Schule heraus, die der Kultivierung bzw. Enkulturation der Nachwachsenden dient. Es entstehen auch Systeme der Bewertung, die der Vergabe von Zukunftschancen dienen. Mit PISA & Co treten hochtechnokratisierte Bewertungssysteme in den Markt, die nicht nur die Vermessung von Individuen mit hoher Präzision und Objektivität behaupten. Sie beanspruchen in Form der Bildungsstandards ebenso einen unmittelbaren Einfluss auf Unterrichtsgeschehen und auf dessen Kontrolle.

In dem Vortrag wollen wir uns anschauen, welche Art (Halb-)Bildung hier konstruiert wird und welche Konsequenzen sich hieraus sowohl für die Bildungsprozesse der SchülerInnen wie auch für die Professionalität der LehrerInnen ergeben.

Wolfram Meyerhöfer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik an der Uni Potsdam und derzeit Vertretungsprofessor an der FU Berlin. In seiner Promotion beschäftigte er sich mit der Frage: “Was testen Test? Objektiv-hermeneutische Analysen am Beispiel von TIMMS und PISA”.
___________________________

5. Migration und Antirassismus, migrantische Selbstorganisation und Gewerkschaften.
Zentrale Gegenstände des linken Diskurses und von emanzipatorischer Praxis


Kongress im Rahmen der Veranstaltungsreihe "100 Jahre Internationaler Sozialistenkongress in Stuttgart

30.6.: 13-22 Uhr; 1.7.: 10-18 Uhr // Gewerkschaftshaus Stuttgart, Willi-Bleicher-Str. 20, 70174 Stuttgart

nähere Informationen folgen demnächst

im Vorfeld des Kongresses findet eine gemeinsame Auftaktdiskussion des Vorbereitungskreises “100 Jahre Internationaler Sozialistenkongress in Stuttgart” statt:

9.30 Uhr – 12.00 Uhr – Zur historischen Bedeutung des Internationalen Sozialistenkongresses 1907
mit: Prof. Frank Deppe (Marburg) und Ulla Jelpke (MdB)

Zurück

Newsletter