Publikation Links oder linksradikal?

Die KPD zwischen Novemberrevolution und Kapp-Putsch

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Online-Publ.

Erschienen

März 2020

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Nach der Niederschlagung der Januar- und Märzunruhen, der Räterepubliken in Bremen und München endete die «zweite Phase» der Novemberrevolution 1919. Viele Mitglieder der KPD wurden ermordet, verhaftet oder ohne Verfahren monatelang in Schutzhaft genommen. Mitte 1919 setzte eine «dritte Phase» ein, die ihre Ursachen in einer zunehmenden Enttäuschung über die Ergebnisse der Revolution, die Ausschaltung der Räte, die ausbleibende Sozialisierung und die schlechte Ernährungssituation hatte. Die junge KPD, von Repression bedroht und unter innerparteilichen Abspaltungsprozessen leidend, diskutierte kontrovers über ihr Verhältnis zur jungen Republik, ihre Haltung zum Parlamentarismus und zur Mitarbeit in den Gewerkschaften und über das Ausmaß an Zentralisierung und Föderalismus in der eigenen Organisation.

In dieser Gemengelage putschte der Deutschnationale Wolfgang Kapp, Generallandschaftsdirektor in Königsberg, zusammen mit General Walther von Lüttwitz unter Einsatz der Marine-Brigade Ehrhardt mit Unterstützung von Erich Ludendorff am 13. März 1920 gegen die demokratisch gewählte Reichsregierung in der Hauptstadt Berlin, die daraufhin nach Stuttgart floh. Durch einen landesweiten Generalstreik, dem sich die KPD nur zögerlich anschloss, brach der Putsch nach wenigen Tagen in sich zusammen. 

Die Führung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB unternahm in dieser Situation eine Initiative zur Bildung einer Arbeiterregierung «von den christlichen Gewerkschaften bis zur USPD» mit dem Ziel der Entwaffnung der Konterrevolution und der Bewaffnung der Arbeiter. Die Zusage einer «loyalen Opposition» zu dieser Arbeiterregierung seitens der KPD wurde wenige Tage später vom Zentralausschuss der KPD zurückgenommen, die hier mehrfach in ihren Entscheidungen schwankte. In allen Arbeiterparteien waren diejenigen zu schwach, die zur Zusammenarbeit bereit waren – auch das gegenseitige Misstrauen konnte nicht überwunden werden. Die den Gewerkschaften von der Regierung gemachten Zusagen auf Umgestaltung der Reichswehr und einen Verzicht auf ein Vorgehen gegen die Arbeiterwehren wurden nicht umgesetzt. Kaum war der Putsch beendet, marschierten die Offiziere, die sich gerade geweigert hatten, die Republik zu schützen, in Mitteldeutschland und im Ruhrgebiet ein, um die Arbeiter niederzuwerfen.

Die Chance für eine gemeinsame Politik war zumindest unmittelbar nach dem Kapp-Putsch gegeben. Natürlich bleibt fraglich, ob sie erfolgreich gewesen wäre. Noske sprach von «Gewerkschaftsdiktatur» und berief sich auf Reichswehrgeneräle; aber
er musste den Hut nehmen und die SPD rechnete auf ihrer Reichskonferenz im Mai scharf mit seiner Politik ab. Clara Zetkin wiederum, nicht frei von chiliastischen Anwandlungen, sprach von Rächern, die aus dem Blut der Gemordeten entstehen. Dass die Arbeiterparteien und Gewerkschaften einen gemeinsamen Nenner nicht finden konnten, geriet schließlich zur Tragödie.

Erhard Korn, Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg, untersucht die Ereignisse im Vorfeld, während des und nach dem Kapp-Putsch, im hier eingestellten Beitrag, der zuerst in der Zeitschrift «Sozialismus», Heft 03-2020 erschienen ist. Wir danken der Redaktion für die freundliche Genehmigung der Veröffentlichung.