14. Februar 2023 Diskussion/Vortrag Die Menschen in Nord- und Ostsyrien (Rojava) brauchen unsere Solidarität

Vertreter:innen einer Bildungsdelegation aus Nord- und Ostsyrien im Gespräch

Information

Veranstaltungsort

Bürgerräume Stuttgart-West
Bebelstraße 22
70193 Stuttgart

Zeit

14.02.2023, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Bildungspolitik, Libanon / Syrien / Irak, Türkei

Zugeordnete Dateien

Die Menschen in Nord- und Ostsyrien (Rojava) brauchen unsere Solidarität
Die Sanierung und der Wiederaufbau von Schulgebäuden sind noch immer eine große Herausforderung. Foto: Bildungsrat Nord- und Ostsyrien
Vertreter:innen einer Bildungsdelegation aus Nord- und Ostsyrien informieren über die Potenziale und Herausforderungen des Bildungs- und Hochschulwesens in Nord- und Ostsyrien (kurdisch: Rojava)

In den Medien ist es um den Krieg in Nord- und Ostsyrien still geworden. Doch für die Menschen vor Ort ist er eine permanente Realität. Mit militärischen, wirtschaftlichen und politischen Angriffen des türkischen Staats und seiner verbündeten islamistischen Milizen soll die Bevölkerung mürbe gemacht und in die Flucht getrieben werden. Seit Anfang des Jahres 2022 hat die Intensität der militärischen Angriffe auch auf zivile Personen und Einrichtungen erneut zugenommen.

Dem gegenüber steht ein seit zehn Jahren andauernder, engagierter gesellschaftlicher Aufbau. Er zielt auf das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Region im Rahmen eines demokratischen, föderalen Systems. Der demokratische Aufbau unter den Bedingungen dieses permanenten Krieges mit verschiedenen Mitteln kostet große Anstrengungen.

Besonderes Augenmerk liegt auf dem Bildungswesen. Es soll gerade in der jungen Generation die Grundlage für gegenseitigen Respekt und Verständigung legen. Viele Familien in Nord- und Ostsyrien fürchten um eine Perspektive für die Zukunft ihrer Kinder, da die in den öffentlichen Schulen der Selbstverwaltung erworbenen Bildungsabschlüsse weder vom syrischen Staat noch international anerkannt werden. Diese Sorge entwickelt sich immer mehr zu einem der entscheidenden Fluchtgründe. Hier sind die internationalen Organisationen des Bildungsbereichs gefordert.

Schulen und Hochschulen in der autonomen Region Rojava leisten unter schwierigsten Bedingungen einen wichtigen Beitrag zum Aufbau eines gleichberechtigten, friedlichen Zusammenlebens in einer Region, die von nationalem, religiösem und patriarchalem Chauvinismus und vom Krieg geprägt ist.

Noch immer sind viele Schulgebäude zerstört oder beschädigt oder müssen an den Zufluchtsorten geflüchteter Menschen aus den besetzten Gebieten zu deren Unterbringung genutzt werden. Die Schüler:innen dieser Schulen werden an andere Orte im Schichtunterricht und/oder in Klassen mit 50 bis 70 Schüler:innen unterrichtet. Die inzwischen eingerichteten Camps für die Geflüchteten aus anderen Regionen Syriens sind noch nicht ausreichend mit Unterrichtsräumen versorgt.

In vielen Schulen mangelt es an Ausstattung mit Unterrichtsmitteln, insbesondere im technischen Bereich. Viele Kinder in Nord- und Ostsyrien haben wegen der prekären Sicherheitslage im letzten Jahr keine Schule besuchen können. In den an die Besatzungsgebiete angrenzenden Orten sowie im gesamten Grenzgebiet zur Türkei gibt es eine permanente Bedrohung durch militärische Angriffe. Familien behalten ihre Kinder aus Angst davor zu Hause.

Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien braucht unsere Solidarität – ebenso wie das Schul- und Hochschulwesen, die Schüler:innen, die Student:innen und die Lehrkräfte in der gesamten Region. Mit dieser Informationsveranstaltung wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die Zivilgesellschaft in Deuutschland, Kirchen und Gewerkschaften für die Lage der Menschen in Rojava zu sensibilisieren und Möglichkeiten internationaler Solidarität aufzuzeigen.

Ein Themendossier «10 Jahre Rojava» findet sich auf der Seite des Forum 2030. Kirchheim

Standort

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Telefon: +49 711 99797090