6. März 2020 Diskussion/Vortrag Incels - Zur Sprache und Ideologie eines Online-Kults

INPUT Jugendbildung Mannheim

Information

Veranstaltungsort

SWK – Solidarischer Wohn- und Kulturraum in Mannheim
Fritz-Salm-Straße 10
68167 Mannheim

Zeit

06.03.2020, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse, Neonazismus / Rassismus, Jugendbildungsveranstaltungen

Zugeordnete Dateien

Vortrag/Diskussion mit Veronika Kracher

Was ist eine «Stacy»? Und ein «Chad»? Was bedeuten Begriffe wie «Roastie», «blackpill», «Wristcel», «looksmaxing» und «Femoid»?

Es handelt sich hier um den Code der sogenannten Incel-Subkultur, ein misogyner Online-Todeskult, der seit 2018 in den Blick der Öffentlichkeit geraten ist «Incel» ist die Kurzform für «Involuntary Celibate»- unfreiwillig im Zölibat lebende. Denn dieses jedoch nur scheinbar unfreiwillige Zölibat konstituiert die komplette Identität dieser frustrierten jungen Männer.  Im April 2018 fuhr der Kanadier Alek Minassian mit dem Auto in eine Menschenmenge, um Rache dafür zu nehmen, dass er immer noch keinen Sex gehabt hatte. Sein Vorbild war Elliot Rodger, Held der Incels, der 2014 sechs Menschen tötete, 13 weitere verletzte, und ein über hundert Seiten langes Schreiben hinterließ, das zum Manifest der Incel-Bewegung wurde.

Frauen würden einem Sex schulden, und müssen dafür bestraft werden, dass sie diesen verweigern, so der Tenor. Dass Frauenhass, Antisemitismus, Rassismus und die selbstgefällige Anspruchshaltung, man hätte allein seines Geschlechts wegen schon Sex verdient, Schuld daran tragen, dass die sich in der Alt-Right verortenden Incels in der Partnerinnenwahl versagen, wird vehement geleugnet. Denn so wie man Frauen hasst, hasst man als Incel auch sich selbst: sie hängen der unter dem Namen «Blackpill» zusammengefassten fatalistischen Ideologie an, sie seien aufgrund der eigenen Hässlichkeit ohnehin determiniert, für immer ein Dasein als ungeliebter Einzelgänger zu fristen – Frauen seien schließlich alles oberflächliche Schlampen, denen nur sogenannte «Chads» genügen; attraktive Männer, deren Darstellung kaum etwas anderes ist als eine Karikatur von Hypermaskulinität.

Ventil für den eigenen Frust scheint das Internet. In Foren tauscht man sich mit gleichgesinnten über die Verkommenheit von als «Femoids» dehumanisierten Frauen aus, ergießt sich in Vergewaltigungs- und Mordfantasien, und bestätigt sich gegenseitig, dass man Abschaum sei, denn: Selbst- als auch Frauenhass bestimmen das komplette Dasein der Incels. Es gibt kaum etwas was der Incel mehr verabscheut als selbstbestimmte weibliche Sexualität.

Dieser permanente, und auch nur vermeintliche Kränkung ist untragbar, und so findet sie ihr Wiedergutmachung im Terror gegen Frauen, wie Männer wie Rodger, Minassian, oder Scott P. Beierle beweisen.

Doch Incels sind keine «schwarzen Schafe», sondern ihre Ideologie ist in patriarchalen Verhältnissen verwurzelt: der Glaube auf das Recht auf den weiblichen Leib, als auch die Abwertung von Frauen und deren selbstbestimmter weiblicher Sexualität sind auch außerhalb von Incel-Foren hinaus weit verbreitet.

Content Warning: In dem Vortrag werden Misogynie und sexuelle Gewalt (auch gegen Kinder), Mord, Rassismus, Antisemitismus und LGBTQ-Feindlichkeit behandelt.

Die Journalistin Veronika Kracher (Jungle World, Konkret, Neues Deutschland) beschäftigt sich seit ungefähr zwei Jahren intensiv mit der Incel-Subkultur. In diesem Vortrag wird sie anhand sozialpsychologischer Analysen, als auch hermeneutischer Textarbeit, die Ideologie der wohl toxischsten aller männerbündischen Gruppen analysieren und erklären.

Veranstaltung in Kooperation mit INPUT Jugendbildung Mannheim

Standort

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Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Telefon: +49 711 99797090