

Jens Ebert, Leiter der Friedrich-Wolf-Gedenkstätte in Lehnitz (Oranienburg), die ihren Sitz dort im ehemaligen Wohnhaus von Else und Friedrich Wolf hat, gab Einblicke in das ereignisreiche und wechselvolle private und öffentliche Leben Else Wolfs, von der ersten Begegnung der Else Dreibholz, dem «Mädchen aus gutem Hause» mit dem Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf in der Künstlerkolonie Worpswede über die Zeit der beiden in Stuttgart und Hechingen, wo Friedrich Wolf als Schriftsteller, der Naturheilkunde zugetaner Arzt und politisch Intervenierender, insb. in seinem Kampf gegen den sog. Abtreibungsparagrafen 218, prominent und zu einer kulturellen Leitfigur der Linken geworden war, dem Exil in der Schweiz, in Österreich und schließlich in der Sowjetunion, der Rückkehr nach Deutschland, in die DDR, und schließlich dem Wirken Else Wolfs nach Friedrichs Tod 1953. Sie war nicht nur Mitbegründerin des Friedrich-Wolf-Archivs und Herausgeberin seiner gesammelten Werke. Das kulturelle Leben in Lehnitz, wo Else bis zu ihrem Tod 1973 lebte, wurde entscheidend von Else Wolf als Gestalterin, Initiatorin und Mäzenatin mitgeprägt. Für dieses Engagement erhielt sie 1968 die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Lehnitz - als bislang einzige Frau.


«Liebster, liebster Thaddäus du, du siehst also schon als uraltes Greislein unser Eheleben an? Ich danke dir für dies Geschenk. Es gehört aber wirklich nur allein mir. Und ich glaube nicht, daß ich sobald jemand davon mitwissen lasse. Es wäre genau so, als wenn ich mit deinen Worten unser Erleben von mir gäbe und das kann ich noch nicht. Später einmal, wenn ich so ein altes Hutzliweib bin und der Thaddäus vielleicht schon tot ist. Aber da denke ich noch nicht dran. Und wenn wir nach einem langen Zusammenleben wirklich einmal sagen können ‹unsere Ehe war eine einzige Sonntagsfreude, lautlos und windstill›, dann will ich ganz still und dankbar sein.
die doch das größte Wunder enthält,
Du bist der Punkt in der Mitten,
da die Zwei ward gleich dem Dritten.»
Die Ausstellung ist bis zum 4. November 2022 im Foyer des Willi-Bleicher-Haus Stuttgart (Willi-Bleicher-Straße 20, Tel. 0711 28476840) zu sehen. Wir bedanken und ganz herzlich bei unsere Partnern vom DGB Stuttgart und der Friedrich-Wolf-Gesellschaft.

