Die Beschäftigung mit den Schriften Antonio Gramscis, dem langjährigen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Italiens, erfuhr in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland einen ersten Höhepunkt. Das Werk des marxistischen Theoretikers, der als einer der Wenigen die Niederlage der Arbeiterbewegungen nach dem ersten Weltkrieg in den Ländern des Westens analysierte und brauchbare Schlussfolgerungen für eine linke, revolutionäre Politik zog, wurde in weiten Teilen der politischen und gewerkschaftlichen Linken aber auch in den Neuen Sozialen Bewegungen und darüber hinaus genutzt, um Antworten auf die Siegeszüge des Kapitalismus zu suchen.
Nachdem es in den Umbrüchen der neunziger Jahre grundsätzlich unpopulärer
war, sich mit marxistischer Theorie zu beschäftigen, scheint sich seit einiger Zeit eine gewisse Gramsci-Renaissance zu entwickeln. Im deutschsprachigen Raum ist sicherlich die vollständig vorliegende Ausgabe seiner Gefängnisschriften hierfür dienlich. Aber auch die teilweise verblüffende Aktualität seiner Ansichten dient der verstärkten (Wieder-)Beschäftigung.
Das Rosa-Luxemburg-Bildungswerk Hamburg hat gemeinsam mit der „Projektgruppe Hegemonie“ die Ringvorlesung an der Hamburger Universität im Wintersemester 2006/07 durchgeführt, bei der Prof. Wolfgang F. Haug, Prof. Frigga Haug, Bernd Röttger, Prof. Frank Deppe, Dr. Ulrich Brand und Andreas Merkens Vorträge zur politisch-praktischen Auseinandersetzung mit Antonio Gramsci hielten.
Der überarbeitete Vortrag von Andreas Merkens liegt hiermit vor. Ein Text, der nicht nur für Aktive im Bildungsbereich von Interesse sein dürfte, sondern auch für diejenigen, die in den Transformationsprozessen der politischen Linken engagiert sind. Schließlich werden ausführlich Probleme von Führung, Führungsverhältnissen und Geführten thematisiert, die wahrlich eher zu den Schwachpunkten in den Debatten der Linken zählen.
Diese Publikation entstand mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin.
Meinhard Meuche-Mäker, Vorstand Rosa-Luxemburg-Bildungswerk.