17. April 2024 Diskussion/Vortrag Helden für den Führer – Lehrkräfte und Schule im Nationalsozialismus

Gespräche am Tor - Karlsruher Begegnungen zu Wissenschaft, Politik und Kultur

Information

Veranstaltungsort

Campus Karlsruhe der FernUniversität, Seminarraum ELSASS
Kriegsstr. 100 (2. OG)
76133 Karlsruhe

Zeit

17.04.2024, 18:00 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus

Zugeordnete Dateien

Online-Teilnahmemöglichkeit: Zoom-Zugangslink: e.feu.de/gespraeche-in-zoom | Meeting-ID: 852 7280 4600 | Kenncode: 80696338

Im Anschluss an die Machtübernahme im Reich und den Ländern von Januar bis März 1933 betrieb die NSDAP umgehend eine tiefgreifende Neuausrichtung des Bildungswesens, die für die badischen Schulen am 29. Januar 1934 durch das «Gesetz für die Grund- und Hauptschule» legalisiert wurde. Seit dem 5. April 1933 hing Hitlers Bild in jedem Klassenzimmer, begann jeder Schultag mit dem Hitlergruß. Unterricht zielte auf nationale Erweckung – Rasse, Wehrwillen und Führertum sollten Grundlagen von Bildung sein. Selbst das Wandern diente nun der Wehrertüchtigung. Während linke, demokratische und jüdische Lehrkräfte und Rektoren abgesetzt und entlassen oder gar in Lagern drangsaliert wurden, stiegen Parteigenossen in Führungspositionen auf.

Zum 90. Jahrestag der nationalsozialistischen Neuausrichtung der badischen Schulen durch das oben angesprochene Gesetz hinterfragt die Veranstaltung die Haltung der Lehrerschaft und ihrer Verbände zum Nationalsozialismus, wobei der badischen Region bzw. dem deutschen Südwesten ein besonderes Augenmerk gilt. In der Tat zeigten sich auch hier viele jüngere Lehrkräfte enttäuscht von der Weimarer Republik, so dass sie unter den Einfluss profaschistischer Dozenten an der Universität Heidelberg gerieten, wie etwa des einst am Karlsruher Lehrerseminar ausgebildeten Ernst Krieck (1882-1947). Diese Lehrer stellten sich als «geistige SA» an die Spitze des Umbruchs und sorgten dafür, dass im ehemals demokratischen Baden die Vorgaben des Regimes auch auf kommunaler Ebene verschärft umgesetzt wurden. Gestandene Lehrkräfte sahen sich in Lagern mit militärischem Drill auf Linie gebracht, demokratische Vertretungsorgane wie der «Badische Lehrerverein» wurden kurzerhand zerschlagen. Die nach dem Krieg eingeleitete «Entnazifizierung» blieb bald stecken, und nach wenigen Jahren konnten die meisten NS-Funktionäre wieder unterrichten.

Erhard Korn, geb. 1951, studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte; er arbeitete in der Lehrerbildung, als Redakteur der Zeitschrift «unterrichtspraxis» der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und als Schulleiter. Seit längerem forscht und publiziert er über die Geschichte der Lehrerbewegung und der Gewerkschaften sowie über Rechtspopulismus und Demokratiebildung. Zudem ist er aktiv im Vorstandsbereich Grundsatzfragen der GEW und als Stellvertretender Vorsitzender der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.

Eine Veranstaltung der FernUniversität in Hagen | Campus Karlsruhe in Kooperation mit dem Förderverein FORUM RECHT e.V., Karlsruhe-Leipzig

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Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Telefon: +49 711 99797090