Vortrag von Julia Killet, München
Rosa Luxemburg (1871-1919) gehört zu den Frauen, die Weltgeschichte schrieben. Ihre Geltung als die faszinierendste linke Politikerin des 20. Jahrhunderts ist unumstritten. Bis heute wird Rosa Luxemburgs politisches Denken weltweit als eine nicht erprobte sozialistische Alternative rezipiert. Ihre Gedanken und ihr Einsatz für die Revolution und den demokratischen Sozialismus sind auch über 103 Jahre nach ihrer Ermordung noch immer aktuell.
Als kompromisslose Sozialistin kämpfte sie ihr Leben lang für die Zerschlagung des Kapitalismus und den Aufbau einer klassenlosen Gesellschaft. Ihre radikalen und beharrlichen Forderungen nach Freiheit, Sozialismus und Demokratie griffen die herrschende Ordnung im deutschen Kaiserreich in ihren verknöcherten Grundfesten an. Innerhalb von Sekunden konnte die brillante Rhetorikerin Massen in ihren Bann ziehen. Mit ausgeprägter Wortgewalt stellte sie politische Gegner bloß. Dieses Selbstbewusstsein und ihre Furchtlosigkeit brachten ihr – auch innerhalb ihrer eigenen Partei – nicht nur Freunde*innen: Die einen waren von der geistigen Leidenschaft Rosa Luxemburgs begeistert, andere fürchteten oder hassten sie.
Am 15. Januar 1919 wurde sie von sechs Offizieren brutal ermordet: erschlagen, erschossen und im Landwehrkanal versenkt. Der politische Umgang mit Rosa Luxemburg nach ihrem Tod war in Ost und West gleichermaßen polarisierend. Schon in der Weimarer Republik, vor allem aber während der Zeit des Kalten Krieges, wurde Rosa Luxemburg aufgrund ihres politischen Denkens und Handelns zu ideologischen und politischen Zwecken instrumentalisiert.
Julia Killet hat sich in ihrer Dissertation mit dem Titel „Fiktion und Wirklichkeit. Die Darstellung Rosa Luxemburgs in der biographischen und literarischen Prosa“ mit verschiedenen Luxemburg-Bildern beschäftigt. Das Buch erschien 2020 im Kulturmaschinen-Verlag. Seit 2011 leitet Julia Killet die Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern.
Veranstaltung in Kooperation mit der vhs Heilbronn und dem Rosa-Luxemburg-Club Heilbronn im Rahmen der Ausstellung «In Rosas Schatten. Zur Geschichte einer jüdischen Familie aus Polen»
- 17.11.2022, 18:00 Uhr - Ausstellungseröffnung mit Holger Politt (vhs im Deutschhof, kostenfrei)
- 23.11.2022, 19:00 Uhr - «Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden». Biographischer Vortrag über Rosa Luxemburg von Anneliese Fleischmann-Stroh (vhs im Deutschhof, kostenfrei)
- 24.11.2022, 19:00 Uhr - «Geliebt und gehasst – Die Rezeption Rosa Luxemburgs in Ost und West». Vortrag von Julia Killet, München (vhs im Deutschhof, Eintritt 5 €)
- 02.12.2022, 19:00 Uhr - «Wie man Kriegsgegner beseitigt. Ein Doppelmord von historischer Tragweite». Vortrag von Klaus Gietinger, Autor und Regisseur, Frankfurt am Main (vhs im Deutschhof, kostenfrei)